9.1 Exodus, Dekalog und Propheten: Gott schenkt Freiheit und fordert Gerechtigkeit
Die Israeliten erfahren JHWH als Gott, der sie aus der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit führt.
Die Errettung am Schilfmeer und der Bundesschluss am Sinai (Dekalog) werden als bleibende Heilszusage JHWHs erfahren. In der Beachtung des Dekalogs (10 Gebote) werden sowohl die bleibende Beziehung zu JHWH als auch ein friedliches Leben der Menschen miteinander garantiert.
Die Propheten mahnen immer wieder zur Rückkehr zu JHWH ( Elija), d.h. zur Einhaltung der Gebote. Dabei kritisieren sie die Mächtigen (Natan) und fordern Gerechtigkeit (Amos) ein. Sie leiden aber auch unter der Last ihrer Berufung (Jeremia). Auch in unserer Zeit sind prophetische Menschen Mahner gegen Ausbeutung und Unterdrückung (M.L. King, Erzbischof Romero).
9.2 Das Judentum: Weltreligion und Wurzel des Christentums
„Höre, Israel! JHWH, unser Gott, JHWH ist einzig.“ (Dtn 6,4). In diesem Satz ist der strenge Monotheismus des Judentums und die exklusive Erwählung des Volkes Israel durch Gott begründet. Die Tora („Weisung“) regelt das Leben der gläubigen Juden von der Geburt (Beschneidung) bis zum Tod und bestimmt darüber hinaus den Tagesablauf (Gebete), den Wochenablauf (Sabbat) und den Jahresablauf (Festkalender, z.B. Passah, Jom Kippur).
Christentum und Judentum sind verbunden durch den Glauben an den Schöpfergott, das Alte Testament als heilige Schrift und das Bewusstsein, dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist (Jesus, Paulus).
Im Laufe der gesamten 2000-jährigen Geschichte war das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum oft belastet (Diskriminierung, Pogrome). In der Schoa in der Zeit des Nationalsozialismus wurden aus politischen Motiven ca. 6 Millionen Juden ermordet.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Nostra Aetate) und dem Schuldbekenntnis von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 ist der jüdisch-christliche Dialog in eine neue Phase eingetreten.
9.3 Kirche im 20. und 21. Jahrhundert: Bedrängnis, Aufbruch und Bewahrung
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Kirche zahlreichen politisch-ideologischen Verfolgungen ausgesetzt, besonders durch Nationalsozialismus und Kommunismus (z. B. Sowjetunion). Die zeigte sich in der Missachtung persönlicher Freiheitsrechte (z. B. Religionsfreiheit) sowie in der Inhaftierung, Folter und Ermordung von Christen.
Auf die Veränderungen nach dem 2. Weltkrieg (z.B. Wohlstandsgesellschaft, weltanschauliche Vielfalt) reagierte Papst Johannes XXIII. mit der Einberufung des II. Vatikanischen Konzils, um die Kirche auf die Welt hin zu öffnen (Aggiornamento). Wichtigste Auswirkungen: neues Kirchenbild (Volk Gottes) und liturgische Reform (Muttersprache, Altar als Mitte der Gemeinschaft, Bedeutung der Verkündigung …).
9.4 Zwischen Öffentlichkeit und Intimität: Freundschaft, Liebe, Sexualität
Menschliche Sexualität ist gekennzeichnet durch drei Stufen der Liebe: Sexus (körperliche Liebe), Eros (seelische Liebe) und Agape (geistige Liebe). Um Partnerschaft und Liebe im christlichen Sinn verwirklichen zu können, sind Werte wie Zärtlichkeit und gegenseitige Achtung, Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit und Treue grundlegend.
Heute wird Sexualität häufig vermarktet und in den Medien für ökonomische Ziele missbraucht.
9.5 Schule, Abitur, Beruf – wozu?
Leitlinien für Arbeit und Beruf aus christlicher Sicht:
- Selbstverwirklichung in der Arbeit, Achtung vor sich selbst und vor Gott
- Lebensunterhalt für sich und die eigene Familie (Naturalfunktion)
- Anerkennung durch die Mitmenschen aufgrund der geleisteten Arbeit